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Runde eins: Die Medizin Aufnahmeprüfung

Erst einmal herzliche Gratulation an alle, die Anfang August eine Mail der MedUni ihrer Wahl im Postfach gefunden haben, die mit den Worten „Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu dürfen…“ beginnt. Diese Mail bedeutet grenzenlose Freude, sie bedeutet einen weißen Kittel und den Geruch von Desinfektionsmittel auf der Haut, Rückenschmerzen und Visusverschlechterung von durchlernten Nächten und ehrfürchtig gehauchte Fragen von Großtanten bei Familienessen: „Und, was machst du gerade im Medizinstudium? Musst du schon Leute aufschneiden?“. Aber fürs Erste bedeutet sie: Du hast es geschafft!

Das war der MedAT 2013…

Der Test, auf den wie jedes Jahr tausende Platzanwärter hin gefiebert und sich intensiv vorbereitet haben, liegt nun schon wieder fünf Monate zurück. Runde eins des Langstreckenlaufs Medizinstudium hat begonnen. Der Aufnahmetest scheint bereits Jahrhunderte entfernt, die Erstsemestrigen haben sich eingelebt und hämmern sich Biochemie, Anatomie und Physiologie in die Köpfe – als Grundlage für die kommenden sechs Jahre. Lassen wir den diesjährigen schweißdurchtränkten Testtag dennoch ein letztes Mal Revue passieren:

1.500 waren es heuer, die einen Platz bekamen, davon 740 in Wien, 400 in Innsbruck und 360 in Graz. Insgesamt 8.360 kämpften am 5. Juli beim neuen MedAT um Punkte. Angemeldet waren 10.643 und trotz den knapp hundert Euro Teilnahmegebühren ließen 2.300 den Platz verfallen – schön für die Finanzen der Unis. Wie sah’s gendermäßig aus? Die kontroverse Regelung vom letzten Jahr, laut der Frauen bei gleicher Punktezahl besser bewertet wurden, um unschöne Differenzen in den Statistiken auszubügeln, wurde wieder fallen gelassen - Frau Vizerektorin Gutierrez-Lobos hat ihren Übereifer anscheinend auch eingesehen. Obwohl die Gender-Schere noch immer nicht ganz geschlossen ist, gab‘s heuer Fortschritte: 724 zugelassene Frauen und 776 Männer, also 48,3% zu 51,7%. Man nähert sich langsam an.

6860 Bewerber müssen ihren Traum vom weißen Kittel zumindest auf nächstes Jahr verschieben. Auch wenn es für die Betroffenen oft das größte Unrecht auf Erden bedeutet, die Methode der Aussiebung scheint ihren Zweck zu erfüllen. Seit den 90er Jahren gibt es in Wien relativ konstant um die 800 Absolventen an der MedUni, das hat sich auch nach Einführung der Aufnahmeverfahren nicht geändert. Der Unterschied war, dass zuvor 2000 Studenten pro Jahr neu inskribiert haben. Und dass sich mit 2000 Leuten eine qualitativ hochwertige, Praxis-orientierte Lehre schwieriger gestaltet, kann man sich vorstellen -  zumindest bei den Ressourcen, die der MedUni zur Verfügung stehen… Zurzeit hat die MedUni Wien eine Drop-out-Quote von rund 15% zu verzeichnen, der Großteil davon bleibt bei der SIP1 auf der Strecke.

Am Start

Das war’s jetzt mit der Statistik. Viel wichtiger ist: Was kommt auf den Dr. med. univ. in spe während der nächsten sechs Jahre zu? Man ist drinnen – und jetzt?  Ich persönlich kann berichten, dass ich als passionierte Grey’s Anatomy-Schauerin im ersten Jahr furchtbar stolz war. Ich war stolz, wenn ich Medizinbücher kaufen ging und stolz, als ich mein erstes eigenes Stethoskop in himmelblau in den Händen hielt. Furchtbar stolz, wenn ich bei Dr. House Regiefehler fand und wenn ich sagte: „Ich geh’ in die Uni“ und damit das Krankenhaus meinte. Aber nach der ersten Euphorie kamen auch ein bisschen die Zweifel. Langsam begreift man, als Erstklässler wieder ganz von unten anfangend, was man alles noch nicht weiß und was man alles wissen sollte als fertiger Arzt. Und wie viele Stunden um Stunden man noch an Lernerei und Prüfungsangst vor sich hat. Aber eines sei den frisch gebackenen Medizinstudenten gesagt: Der Stolz und die Zweifel verflüchtigen sich schnell. Bald ist man mittendrin und wirft mit Fachwörtern um sich ohne es zu merken.

Und: Ohja, ein Privatleben hat man als Medizinstudent auch durchaus noch, nicht weniger als bei jedem anderem Studium, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt. Ob man rund um die Uhr arbeitet oder es gemütlich angeht, bleibt jedem selbst überlassen, das ist in der Medizin genauso.

Also, allen denen der MedAT die Pforten der Uni geöffnet hat, nochmal Gratulation und ein wunderschönes erstes Semester. Möge es genauso sein, wie ihr euch erhofft habt!

Den Übrigen ganz viel Glück fürs nächste Jahr – es ist die Hartnäckigkeit wert! ;-)

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